Galina - aus dem Krieg gerissen, ins Leben zurückgeholt
Aus Sumy in die Sicherheit – Galinas Weg zurück ins Leben
Eine Rettung, die unmöglich schien: Wie Ayudis einer schwer verletzten Frau aus der Ukraine half, ihre Familie wiederzusehen.
Der Krieg in der Ukraine tobt weiter, oft fernab der Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit. Doch manchmal dringen einzelne Schicksale durch die Nachrichtenflut – und rühren uns bis ins Mark. So wie das von Galina Huryn, die bei einem verheerenden Drohnenangriff in der ostukrainischen Stadt Sumy schwer verletzt wurde. Nur durch den Mut einzelner und die unermüdliche Hilfe unseres Vereins Ayudis konnte sie ihre Familie in Viersen wieder in die Arme schließen.
Ein Bus. Ein Angriff. Ein Wunder.
Im Mai dieses Jahres wurde die Stadt Sumy erneut Ziel russischer Angriffe. Galina war zu diesem Zeitpunkt auf dem Weg ins Krankenhaus – sie wollte ihren ebenfalls kranken Ehemann besuchen, der dort behandelt wurde. Die Strecke sollte eine kurze, vertraute sein. Doch sie endete in einer Katastrophe.
Ein gezielter Angriff traf den Kleinbus, in dem Galina gemeinsam mit 13 weiteren Menschen saß. Die Explosion war so heftig, dass der Bus regelrecht auseinandergerissen wurde. Elf Menschen überlebten nicht. Galina wurde aus dem Fahrzeug geschleudert – mit schwersten Verletzungen. Splitter hatten sich tief in ihren Körper gebohrt, Knochen waren gebrochen, beide Trommelfelle gerissen. Und doch: Sie lebte.
Hoffnung in weiter Ferne
Im Krankenhaus stabilisierte sich ihr Zustand langsam. Doch Galina war bewegungsunfähig – und allein. Ihre Tochter, die mit ihrer eigenen Familie in Viersen-Dülken lebt, wandte sich in tiefer Verzweiflung an uns. Schon vor Jahren hatte sie mit Hilfe von Ayudis den Weg nach Deutschland gefunden. Nun bat sie uns erneut um Hilfe – diesmal für ihre Mutter, ihren Vater, ihre Schwester und das kleine Enkelkind. Alle saßen fest im Kriegsgebiet. Die Aussicht auf Rettung? Nahezu aussichtslos.
„Wir holen sie da raus.“
Unsere stellvertretende Vorsitzende Olena Khurtych, selbst aus der Ukraine stammend, übernahm die Organisation. Was folgte, war ein Kraftakt – voller Telefonate, Rückschläge, Sorgen und Hoffnung. Nach langem Suchen fanden wir einen mutigen Fahrer in der Ukraine, der sich bereit erklärte, die Familie auf der über 2200 Kilometer langen Strecke in Sicherheit zu bringen.
Galina konnte nur liegend transportiert werden. Windeln, Verbände, Schmerzmittel – alles musste unterwegs funktionieren. 36 Stunden dauerte die Fahrt durch ein zerrüttetes Land, voller Kontrollpunkte und Ungewissheit. Und doch: Sie kamen an.
Ein neues Leben in Viersen
In Viersen wartete nicht nur die Familie, sondern auch ein Netzwerk der Hilfe: Unsere Ehrenamtlichen hatten eine Wohnung vorbereitet, die Stadt unterstützte unkompliziert, das AKH Viersen übernahm die erste medizinische Versorgung. Inzwischen wird Galina im Helios Klinikum Krefeld weiterbehandelt. Mehrere Operationen stehen noch bevor, darunter eine Hauttransplantation und Behandlungen am Ohr. Die Metallsplitter in ihrem Körper müssen entfernt werden. Es wird ein langer Weg.
Aber sie ist in Sicherheit. Ihre Familie ist vereint. Und sie ist nicht allein.
Warum wir tun, was wir tun
Mehr als 60 Familien betreuen wir derzeit im Raum Viersen – viele von ihnen aus der Ukraine. Wir helfen bei der Wohnungssuche, bei Behördengängen, der Einschulung von Kindern oder der Jobsuche. Aber es sind vor allem diese Geschichten, die uns bewegen: Wenn Hilfe Leben rettet. Wenn Menschen durch Unterstützung wieder Hoffnung schöpfen. Wenn aus Flucht ein Neuanfang wird.
Die Familie wieder vereint zu sehen – das ist der größte Lohn für unsere Arbeit“
Olena Khurtych
